In diesem Post stelle ich eine 2-Wochen-Liturgie basierend auf den Psalmen vor. Dieses Stundengebet verwende ich selbst privat; es ist aber durchaus für den Gebrauch in Gemeinschaften gedacht, die das Leben im Reich Gottes einüben wollen.
Wenn du die Hintergründe überspringen willst, spule direkt vor zur eigentlichen Liturgie.
Die Psalmen sind ein besonderer Schatz in der Bibel, sind sie doch gleichzeitig das Wort Gottes und Worte von Menschen. Mithilfe dieser verschriftlichen Gespräche mit Gott, die Menschen lange vor uns geführt und festgehalten haben, haben wir eine extrem praktische Hilfe, um unser ganzes Innenleben vor Gott auszubreiten und dadurch Beziehung zu Ihm zu führen.
Vor einigen Jahren habe ich angefangen, diesen Schatz bewusst zu entdecken und in meinen eigenen Gebetszeiten zu verwenden. Da ich sowieso meine Beziehung zu Gott viel dadurch führe, dass ich Sein Wort verwende (vor allem durch lautes Lesen und Auswendiglernen), fiel mir das nicht sonderlich schwer. Ich begann mit einer fortlaufenden Lesung (“Lectio continua”), bei der ich mit Psalm 1 begann, am nächsten Tag Psalm 2 las, am nächsten Tag Psalm 3 und so weiter, bis ich nach Psalm 150 wieder von vorne anfing.
So ging es mehrere Jahre, bis ich merkte, dass ich einen Stopp oder eine Veränderung brauchte, um nicht betriebsblind für die Inhalte der Psalmen zu werden. Ich wusste nicht, wie eine gesunde Alternative zur Lectio continua aussehen könnte, aber ich pausierte mein kontinuierliches Psalmengebet und suchte nun nach neuen Möglichkeiten, mit dem ganzen Psalter in meinem Alltag zu beten.
Stundengebete
Durch verschiedene Ansatzpunkte und Gespräche mit Freunden traf ich auf Stundengebete. Damit sind Gebetsformen gemeint, bei denen man (ähnlich der rituellen Gebetszeiten der Muslime) zu mehreren festgelegten Zeiten am Tag betet, oftmals mit vorformulierten Gebeten. Das fand ich ansprechend, da ich von meiner Persönlichkeit her sehr strukturiert bin und gleichzeitig immer mehr lernen will, in meinem ganzen Alltag mit Gott verbunden zu sein.
Leider waren die ersten Gebetsbücher mit vorformulierten Gebeten, auf die ich traf, für meinen Geschmack zu einseitig und zu wenig auf Gott beziehend. Durch Gottes Gnade landete ich irgendwann beim Mönchstum und fand einen Orden, deren Gebetsbuch zum Haupteil aus den Psalmen besteht.
Dieser Orden sind die Benediktiner, einer der weltweit größten Mönchsorden, beheimatet in der katholischen Kirche und benannt nach ihrem Gründer Benedikt von Nursia (6. Jahrhundert). In der Ordensregel schreibt der Heilige Benedikt seinen Ordensbrüdern vor, dass sie einmal in der Woche den ganzen Psalter durchbeten sollen - jede Woche in jedem Jahr. In dieser Regel sind auch einige konkrete Aufteilungen der Psalmen auf Wochentage und Gebetszeiten enthalten, worauf Benedikt allerdings nicht streng beharrt (siehe RB 18,20). Ebenso schreibt die Benedikts-Regel sieben tägliche Gebetszeiten vor (wobei die meisten heutigen Klöster nur 4 - 5 Gebetszeiten ausüben, indem sie einige der vorgeschriebenen Zeiten kombinieren).
Benediktinische Psalmenliturgie
Eines der bekannteren Benediktinerklöster in Deutschland steht in Münsterschwarzach. Bekannt ist es unter anderem durch den schriftstellerisch sehr aktiven und dort ansässigen Benediktinermönch Anselm Grün. Was ebenfalls von dort stammt, ist das “Benediktinische Antiphonale”, ein mehrbändiges Gebetsbuch mit fast 2.000 Seiten. Dieses Gebetsbuch enthält eine Liturgie, bei der alle Psalmen in einer sorgfältig aufeinander abgestimmten Reihenfolge zusammengestellt und mit gottesdienstlichen Elementen aus der katholischen Tradition verwoben sind. Die liturgische Zusammenstellung aus diesem Kloster wird mittlerweile in vielen deutschsprachigen Benediktinerklöstern verwandt.
Nicht nur die Positionierung der Psalmen ist in diesem Fall besonders (wir betrachten gleich genauer, warum), sondern auch der Text: Auch wenn die Mönche ihrer Kirche treu sein und die Einheitsübersetzung verwenden wollten, taten sie sich doch sehr schwer damit, weil sie so wenig singbar war. Deswegen entschlossen sich einige Benediktiner aus verschiedenen Klöstern, gemeinsam eine komplett eigene Übersetzung der Psalmen aus dem hebräischen Urtext zu erstellen. Diese Neuübersetzung sollte einerseits der poetischen Form der Psalmen Rechnung tragen (durch Klarheit, Kürze und Sprachrhythmus) und sich andererseits auch für ihren gregorianischen Gesang im Kloster eignen. Diese Übersetzung der Psalmen, deren Redaktion in Münsterschwarzach stattfand, ist mittlerweile auch getrennt von der restlichen Liturgie erhältlich als “Münsterschwarzacher Psalter”.
Bei der Zusammenstellung der Psalmen gingen die Mönche (darunter sticht am meisten Notker Füglister hervor) mit tiefem Verständnis von Literatur und großer Liebe zu Gott und Seinem Wort vor:
- Sie ordneten die Psalmen (so weit möglich) bestimmten Tageszeiten zu. Beispiele:
- Psalm 5 “Am Morgen wirst du mein Rufen hören” für morgens
- Sie setzten sie auch bewusst an bestimmte Wochentage. Beispiele:
- Messianische Psalmen (z. B. Psalm 2) an die Sonntage
- Psalm 22 “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” an den Freitagmittag (wegen Karfreitag)
- Ihrer Ansicht nach stehen alle Psalmen in Beziehung zueinander und “sind miteinander im Gespräch”. Beispiele:
- Psalm 100 und 95 stehen fast benachbart in einer Gebetszeit und enthalten beide die Zeile “Wir sind das Volk Deiner Weide, die Herde Deiner Hand”.
- Psalm 58 und 82 stehen benachbart und klagen ungerecht handelnde Mächtige an.
- Psalm 29, 1 und 19 stehen zusammen und bestaunen Gottes Reden und Sein Gesetz.
- Jeder Psalm wurde am Stück gebetet und nicht in einzelne Versabschnitte zerstückelt
- Einzige Ausnahme ist Psalm 119, den mit Abstand längsten Psalm, der allerdings natürlicherweise aus 22 Strophen besteht.
Weiterhin machten die Mönche an manchen Stellen Vereinfachungen bei der Zählung und Aufteilung der Psalmen:
- Drei Psalmen werden ausgelassen, weil sie vollständig in anderen Psalmen enthalten sind:
- Psalm 53 = Psalm 14
- Psalm 70 = Psalm 40,14-18
- Psalm 108 = Psalm 57,8-12 = Psalm 60,7-14
- Manche Psalmen werden zusammengefasst:
- Psalm 9 und 10 sind einer der alphabetischen Psalmen, bei denen jeder Vers (oder jeder x-te Vers) mit dem nächsten Buchstaben des hebräischen Alphabets beginnt, sodass 9 und 10 generell als Einheit betrachtet werden.
- Psalm 42 und 43 haben einen identischen Refrain und werden ebenfalls als Einheit betrachtet.
- Psalm 119 als der längste Psalm besteht aus 22 Strophen und wird nicht komplett am Stück gelesen. Stattdessen werden die einzelnen Strophen an bestimmten Stellen in der Liturgie als sogenanntes “Responsorium” eingebaut. (Ich konnte leider nicht genauer herausfinden, wo sie eingebaut wurden und ob es dabei irgendein bewusstes Muster gab.)
Eine eigene Liturgie entsteht
Antiphonale, Brevier, Psalter
Dank der Unibibliothek in unserer Nähe konnte ich sowohl den Münsterschwarzacher Psalter als auch eine Kurzfassung des Antiphonale, das “Benediktinische Brevier” ausleihen. Das Brevier enthält alle Liturgieteile außer die Vigilien (die Vigil ist die allererste Gebetszeit). Die Vigilien enthalten allerdings 54 Psalmen; dadurch fehlt im Brevier mehr als ein Drittel aller Psalmen.
Dennoch konnte ich mithilfe des Breviers auch ohne direkten Zugriff auf ein Kloster oder Mönche die Antiphonale-Liturgie in ihrer Vollständigkeit ausprobieren. Kurz gesagt war es als Nichtkatholik zu viel Neues für mich, auch wenn sie sehr viele wertvolle Elemente enthält wie schriftbasierte Gesänge, Schuldbekenntnisse und Fürbitte. Spannenderweise sind für hohe Feiertage besondere Zusatztexte oder Abweichungen im Ablauf vorgesehen, was wiederum zeigt, aus welch reichem Schatz an Tradition und Kirchengeschichte die Mönche schöpfen.
Im Münsterschwarzacher Psalter hingegen fand ich dann zum ersten Mal eine Kurzbeschreibung der Psalmenaufteilung des Benediktinischen Antiphonale. Die Aufteilung ist wie folgt:
Wochentag | Vigil Inv. | Vigil I | Vigil II | Laudes | MH I | MH II | Abendhore | Nachthore |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sonntag | 81 | 110 | 45 | 93 | 118 | 136 | 113 | 4 |
18 | 9/10 | 3 | 114 | 91 | ||||
2 | 72 | 30 | 115 | 134 | ||||
147 | 116 | |||||||
Montag | 29 | 1 | 94 | 100 | 25 | 120 | 33 | 34 |
104 | 105 | 63 | 121 | 61 | ||||
71 | 112 | 101 | 122 | 28 | ||||
135 | 48 | |||||||
Dienstag | 67 | 6 | 74 | 98 | 42/43 | 123 | 75 | 139 |
107 | 73 | 90 | 124 | 140 | ||||
7 | 77 | 65 | 125 | 26 | ||||
117 | 145 | |||||||
Mittwoch | 46 | 78 | 58 | 97 | 44 | 126 | 103 | 32 |
132 | 19 | 36 | 127 | 86 | 62 | |||
49 | 57 | 128 | 85 | 133 | ||||
82 | 149 | 87 | ||||||
Donnerstag | 24 | 39 | 50 | 47 | 55 | 129 | 11 | 102 |
37 | 68 | 76 | 130 | 23 | ||||
41 | 83 | 5 | 131 | 84 | ||||
148 | 40 | |||||||
Freitag | 8 | 88 | 60 | 96 | 22 | 11 | 144 | 31 |
69 | 106 | 143 | 12 | 141 | ||||
38 | 79 | 64 | 13 | 142 | ||||
146 | 27 | |||||||
Samstag | 95 | 59 | 137 | 99 | 35 | 52 | 66 | 15 |
109 | 89 | 51 | 14 | 20 | 16 | |||
56 | 80 | 92 | 54 | 21 | 17 | |||
150 | 138 |
In dieser Zusammenstellung sind die Psalmen verteilt auf fünf Gebetszeiten:
- Vigil mit Invitatorium und Teil I (in 1. Wochen) oder Teil II (in 2. Wochen)
- Meist um 05:30
- In einigen Klöstern folgt die Laudes direkt im Anschluss auf die Vigil.
- Laudes
- Mittagshore (abgekürzt mit “MH”) mit Teil I (in 1. Wochen) oder Teil II (in 2. Wochen)
- Meist um 12:00
- Abendhore (auch “Vesper”)
- Meist um 17:30
- Das Wort “Hore” bedeutet wörtlich “Stunde” (wie engl. “hour”) und steht für eine einzelne Gebetszeit.
- Nachthore (auch “Komplet”)
- Meist um 19:00
Ursprünglich hatte ich fälschlicherweise angenommen, dass Vigil I/II und Mittagshore I/II immer zusammen gebetet werden. Erst bei einem kürzlichen Besuch in einem Kloster stellte ich meinen Irrtum fest: Es werden alternierend Vigil I mit Mittagshore I und in der anschließenden Woche Vigil II mit Mittagshore II gebetet, während die restlichen Elemente gleich bleiben. Dadurch werden doch nicht alle Psalmen in exakt einer Woche gebetet; es sind durchschnittlich 110 Psalmen pro Woche (also ungefähr 75 %).
Ziele und Gestaltungsprinzipien
Mit dieser obigen Tabelle hatte ich einen extrem wertvollen Startpunkt für eine eigene Liturgie. Bei der Gestaltung dieser Psalmenliturgie waren mir folgende Dinge besonders wichtig:
- Der Psalter soll mit vertretbarem Zeitaufwand nutzbar sein, sowohl für Einzelpersonen als auch für geistliche Gemeinschaften, die täglich gemeinsame Gebetszeiten pflegen wollen.
- Deswegen habe ich ihn auf zwei Wochen verteilt.
- Grobe Rechnung dazu:
- Bei 145 Psalmen (siehe die obigen Auslassungen) und 14 Tagen kommt man auf 10 bis 11 Psalmen am Tag.
- In der Audioversion der “Hoffnung für alle” dauern die Psalmen in Summe ziemlich genau sechs Stunden. Damit sind wir bei durchschnittlich ca. 25 Minuten reiner Lesezeit pro Tag.
- Ebenfalls aus Gründen der Machbarkeit habe ich drei Horen gewählt:
Morgen, Mittag, Abend.
- Die Mittagshore soll kürzer sein, weil in Gemeinschaften womöglich nicht alle Mitglieder mittags anwesend sein können.
- Bei drei Horen und zwei Wochen ergibt sich eine Psalmenanzahl von durchschnittlich 3 - 4 Psalmen pro Hore.
- Außerdem sollen die Horen ungefähr gleich lang sein für bessere Planbarkeit und um Zeitdruck zu vermeiden.
- Als Ausnahme können die Horen an Samstagen und Sonntagen länger sein, weil wir hier davon ausgehen können, dass wir mehr Zeit zur Verfügung haben.
- Deswegen habe ich ihn auf zwei Wochen verteilt.
- Biblische Texte sollen die Grundlage bilden. Bei außerbiblische Gebeten haben wir eine zu schwer überschaubare Auswahl.
- Die Anordnung der Psalmen zueinander aus dem Antiphonale soll so weit wie möglich erhalten bleiben, um aus dem reichen Erfahrungsschatz der benediktinischen Mönche zu schöpfen.
- Als Ergänzung sollen auch neutestamentliche Texte mit einfließen. Nur Psalmen zu lesen ohne den Bezug zu Christus ist auf Dauer unausgewogen.
- Psalm 119 soll am Ende der Morgen- und Mittagshoren stehen.
Damit können wir zum Start in den Vormittag und dann zum Start in den Nachmittag jeweils bekräftigen, dass wir unter Jesu Herrschaft und im Einklang mit Seinem Willen leben möchten.
- Zu Psalm 119 habe ich ein besonderes Verhältnis.
Erste Schritte
Die Umstrukturierung des Antiphonale begann anfänglich mit Fokus auf der Umverteilung der fünf bestehenden Horen auf die drei neuen Horen:
- Die neue Laudes nimmt die originale Laudes und von den Vigilien das Invitatorium und Teil I.
- Die Vigil und die Laudes des Sonntags blieb an ihrem Platz (die Laudes an Sonntag I, die Vigil an Sonntag II).
- An den anderen Tagen wechseln sich Laudes und Vigil Inv+I ab. (Dieses Abwechseln hat sich insgesamt bewährt, damit vollständig erhaltene Segmente aus dem Antiphonale sich abwechseln können mit stärker umsortierten Horen.)
- Die neue Mittagshore nimmt die originale Mittagshore I und II und den Sonntag, Montag und Dienstag der Vigil II.
- Die neue Abendhore nimmt die originale Abendhore, Nachthore und Mittwoch bis Samstag (die übrigen Tage) der Vigil II.
- Jede Hore besteht aus drei Teilen:
- Ein oder mehrere Psalmen als Hauptteil
- Eine Schriftlesung aus dem Neuen Testament
- Ein Abschlusspsalm
Als ich eine erste Version zusammengebaut hatte, testete ich sie umgehend im Alltag. Über viele Wochen hinweg verfeinerte ich die Zusammenstellung an vielen Stellen:
- Dank Excel konnte ich den Mittelwert und die Standardabweichung der Leselängen der einzelnen Horen bestimmen. Dadurch konnte ich diese Werte in immer besseres Fahrwasser bringen für eine möglichst einheitliche Länge.
- Die Aufteilung der 22 Strophen von Psalm 119 war anfänglich auf allen Morgenden und Mittagen und zusätzlich auf dem Samstagmorgen. Allerdings waren einige der späteren 119-Strophen inhaltlich besser für den Abend bzw. Morgen geeignet. Deswegen sortierte ich sie um, sodass der Samstag I jetzt keine 119-Strophen mehr enthält, aber dafür der Samstag II.
- Für die NT-Texte nutzte ich die Texte, die bereits im Antiphonale vorkamen und einige NT-Texte, die uns als Hauskreis wichtig sind.
- Manche Konstellationen von Psalmen waren sehr bitter und hoffnungslos. Das darf unsere Seele auch so empfinden. Und dennoch war bspw. Psalm 88 direkt gefolgt von Psalm 39 ziemlich heftige Kost, sodass bei einigen Morgen- und Abendhoren noch viel umsortiert wurde.
- Der Abschlusspsalm der Abendhore ist direkt als letzte Lektüre vor dem Schlafengehen gedacht. Nicht alle Psalmen bieten sich dafür gleich gut an. Auch an dieser Stelle waren einige Umverteilungen angebracht.
- Als einzige alttestamentliche Schriftlesung kam 1. Mose 2,1-3 an den Samstagabenden hinzu. Im Judentum beginnt der neue Tag am Abend und der erste Tag der Woche ist für Christen der Sonntag. Diese Verse aus dem Schöpfungsbericht sollen uns helfen, die neue Woche aus dem Ruhen in unserem Schöpfer zu beginnen.
Nach vielen Wochen kam ich an einer Zusammenstellung an, welche die gesteckten Ziele meiner Ansicht nach gut erfüllt.
Die Liturgie
Keinesfalls ist diese Liturgie als ein sklavisch einzuhaltendes und lebloses Ritual zu verstehen. Sie soll vielmehr als ein hilfreicher Bezugsrahmen dienen, der uns das Hinwenden zum unsichtbaren Gott, der sich in Jesus sichtbar gemacht hat, erleichtern kann. Wenn sie dir oder euch dazu nicht dient, ändert sie nach Belieben ab.
Diese Liturgie ist grundsätzlich sehr simpel aufgebaut:
- Es gibt drei Gebetszeiten: Morgen, Mittag, Abend
- Gemäß der monastischen Tradition nennen wir sie Laudes (“Lobgesänge”), Mittagshore und Abendhore.
- In der Tabelle sind sie bezeichnet mit “L”, “M” und “A”.
- Jede Gebetszeit (Hore) besteht aus drei Teilen:
- Psalmen (Teil 1)
- Lesung aus dem Neuen Testament (Teil NT)
- Abschlusspsalm (Teil 2)
- Die Bibeltexte sind über zwei Wochen verteilt.
- Kleine Besonderheiten:
- Psalm 119 besteht aus 22 Strophen und wird nie am Stück gelesen. Stattdessen sind die einzelnen Strophen über die zwei Wochen verteilt.
- Einige Psalmen (53, 70, 108) fehlen, weil sie vollständig in anderen Psalmen enthalten sind (siehe Benediktinische Psalmenliturgie).
- Die Samstage enthalten nach dem Abschlusspsalm noch einen Abschnitt aus 1. Mose, um die neue Woche aus Gottes Schöpfungsruhe heraus zu beginnen.
Die Psalmen und NT-Texte teilen sich folgendermaßen auf:
Wochentag | L 1 | L NT | L 2 | M 1 | M NT | M 2 | A 1 | A NT | A 2 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sonntag I | 93 | Joh1,1-18 | 92 | 118 | Joh17 | 150 | 60 | 1Joh2,28-3,3 | 116 |
3 | 136 | 113 | |||||||
30 | 114 | ||||||||
147 | 115 | ||||||||
Montag I | 29 | Mt5,17-26.7,1-12 | 119-I | 25 | Eph1,15ff | 119-II | 32 | 1Joh4,7ff | 139 |
1 | 120 | 62 | |||||||
19 | 121 | 133 | |||||||
71 | 122 | ||||||||
Dienstag I | 63 | Of4 | 119-III | 9/10 | Joh16,19ff | 119-IV | 33 | Joh15,1-17 | 48 |
101 | 61 | ||||||||
135 | 28 | ||||||||
96 | |||||||||
Mittwoch I | 67 | 1Kor1,18ff | 119-V | 42/43 | 2Kor5,14ff | 119-VI | 102 | Mt6,1-18 | 17 |
6 | 123 | 15 | |||||||
107 | 124 | 16 | |||||||
7 | 125 | ||||||||
Donnerstag I | 88 | Phil3,7-14 | 119-VII | 11 | Mt6,19ff | 119-VIII | 75 | 1Kor13 | 145 |
90 | 94 | 140 | |||||||
99 | 112 | 26 | |||||||
Freitag I | 100 | Phil4,4-13 | 119-IX | 69 | Mt16,24-26.26,36-46 | 119-X | 49 | Mt11,25ff | 46 |
51 | 12 | 31 | |||||||
95 | 13 | ||||||||
41 | |||||||||
Samstag I | 36 | Tit3,3-7 | 117 | 54 | Röm3,21-26 | 52 | 103 | Mt18,1-5.10-14 | 87 |
57 | 58 | 77 | 1Mo1,31-2,3 | ||||||
149 | 82 | 86 | |||||||
81 | 14 | 85 | |||||||
Sonntag II | 110 | Kol1,15ff | 47 | 45 | Lk1,46-55 | 148 | 68 | 2Kor2,14-16a | 134 |
18 | 72 | 34 | |||||||
2 | |||||||||
Montag II | 76 | Röm11,33-12,2 | 119-XI | 44 | Mt5,1-16 | 119-XII | 79 | Joh10,1-18 | 23 |
5 | 126 | 50 | |||||||
104 | 127 | 111 | |||||||
24 | 128 | ||||||||
Dienstag II | 39 | Kol3,1-17 | 119-XIII | 105 | Eph1,3-8a | 119-XIV | 83 | 2Kor3,18.4,16ff | 4 |
37 | 84 | ||||||||
40 | |||||||||
Mittwoch II | 143 | Phil2,5-13 | 119-XV | 55 | Hebr12,1-3 | 119-XVI | 144 | Röm8,31ff | 27 |
64 | 129 | 141 | |||||||
146 | 130 | 142 | |||||||
8 | 131 | ||||||||
Donnerstag II | 38 | 1Joh1,1-2,6 | 119-XVII | 74 | Hebr4,12ff | 119-XVIII | 106 | Röm8,1-17 | 91 |
65 | 73 | 98 | |||||||
97 | |||||||||
Freitag II | 78 | Lk1,67-79 | 119-XIX | 22 | Of5 | 119-XX | 66 | Eph3,14ff | 138 |
20 | |||||||||
21 | |||||||||
Samstag II | 59 | Joh14,15ff | 119-XXI | 35 | Hebr13,9-17.20f | 119-XXII | 137 | Hebr1,1-3.2,9f | 80 |
109 | 132 | 89 | 1Mo1,31-2,3 | ||||||
56 | |||||||||
Eine Gebrauchsanweisung
Wie verwende ich diese Liturgie mit Gewinn?
Ich empfehle folgende Schritte als Vorbereitung:
- Druck dir die Tabelle aus, beispielsweise von diesem PDF.
- Besorg dir gut lesbare Bibelübersetzungen.
Ich empfehle besonders diese Übersetzungen:
- Den Münsterschwarzacher Psalter für die Psalmen
- Die neuesten Ausgaben sind manchmal nicht gut erhältlich. Gebrauchte Ausgaben in älteren Editionen sind oft besser verfügbar und enthalten meist den identischen Text.
- Die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) für die NT-Texte
- Eine Elberfelder oder eine Elberfelder Studienbibel als genauere Referenz
- Den Münsterschwarzacher Psalter für die Psalmen
- Falls es dir hilft:
Setze dir (oder euch, wenn ihr als Gemeinschaft betet) Zeiten für die drei Horen fest.
Ich habe mit verschiedenen Rhythmen experimentiert und fand folgendes hilfreich:
- Laudes 1 und NT nach dem Aufstehen
- Wer bereits eine morgendliche Gebetszeit hat, kann die Texte darin einbauen.
- Laudes 2 direkt vor dem Start in den Arbeitstag
- Mittagshore 1 und NT nach dem Mittagessen
- Mittagshore 2 zum Ende der Mittagspause, direkt vor dem Wiedereinstieg in den restlichen Arbeitstag
- Abendhore 1 und NT entweder direkt nach dem Ende des Arbeitstags oder vor dem Abendessen
- Abendhore 2 direkt vor dem Zubettgehen
- Laudes 1 und NT nach dem Aufstehen
Für die Gebetszeiten selbst empfehle ich folgende Herangehensweise:
- Bete kurz, bevor du mit dem Lesen beginnst.
Danke Gott für den Schatz Seines Wortes und bitte Ihn darum, dass Er diese Texte lebendig macht und direkt zu dir/euch spricht.
- Der Apostel Johannes bezeichnet Jesus als “das Wort” (siehe Johannes 1). Wenn du die Bibel liest, liest du Jesus und wirst Ihm (über kurz oder lang) begegnen.
- Lies die Psalmen und Texte laut.
Es macht einen Unterschied, ob du die Texte nur innerlich bewegst oder das Wort Gottes tatsächlich “in den Mund nimmst” und damit zu einem Teil von dir machst.
- Lautes Vorlesen braucht Übung. Lass dich nicht entmutigen, wenn du anfangs viele Minuten für einen einzigen Psalm brauchst. Gott freut sich an dem Weg und unsere Fehler überraschen Ihn nicht, noch schmälern sie in geringster Weise Seine unfassbare Liebe zu uns!
- Geh nicht analytisch an den Text heran, sondern beziehungsorientiert. Wir lesen diese Texte nicht mit dem primären Fokus, um Informationen über Gott zu gewinnen, sondern um Beziehung zu Gott zu lernen und zu führen. Und das tun wir im Fall der Psalmen, indem wir wie Kinder zuerst nachsprechen.
- Antworte Ihm nach dem Vorlesen mit deinen eigenen Worten.
- Als wir kleine Kinder waren, haben wir nur nachgeplappert, haben viele Fehler gemacht und dabei über weite Strecken ganz mühelos das Sprechen gelernt. Je mehr wir unsere Muttersprache in uns aufgesogen und praktiziert haben, desto leichter wurde es für uns, auch zunehmend eigene Sätze zu bilden und eigenständig zu sprechen. Ich bin überzeugt, dass es beim Gebet nicht anders ist.
- Antworte Gott an den Stellen innerhalb der Liturgie, wo du in dir eine Reaktion spürst. Das mag an einer bestimmten Stelle innerhalb eines Psalms sein, nachdem du einen Psalm ganz gelesen hast oder am Ende der Gebetszeit.
- Deine Antwort kann in verschiedenstem bestehen, zum Beispiel im wörtlichen Wiederholen eines einzelnen Verses, indem du einen Vers in eigenen Worten ausdrückst, indem du Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ängste vor Ihm ausbreitest.
- Nachdem du gesprochen hast, heb den Blick und schau Gott in die Augen, als ob er körperlich direkt vor dir oder neben dir wäre. Wir sind an jedem Ort in Seine liebende und freudige Gegenwart eingehüllt und können ein Gespräch mit Ihm führen wie Abraham (siehe 1. Mose 18). Wenn du eine Reaktion oder Antwort von Gott wahrnimmst, führe das Gespräch fort.
- Lies so viele Texte, wie für dich gut möglich ist.
Jede Person hat ihr grundsätzliches Maß, und jeder von uns hat auch pro Tag und pro Tageszeit unterschiedlich viel Kraft.
- Ich empfehle, pro Hore mindestens einen Psalm und den NT-Text zu lesen.
- Lass dich nicht entmutigen, wenn du einzelne Texte oder eine ganze Gebetszeit aus Müdigkeit auslässt. In zwei Wochen begegnen dir diese Texte wieder. Nimm einfach die nächste Gebetszeit kindlich und dankbar aus Gottes Hand entgegen. Gott freut sich unbändig über jede noch so kleine und noch so unbeholfene Hinwendung!
Wenn ihr die Liturgie in Gemeinschaft betet, dann können euch womöglich folgende Ergänzungen helfen:
- Lest die Psalmen abwechselnd.
Dadurch wird es leichter zu einem Gemeinschaftsgebet.
Dafür gibt es verschiedenste Herangehensweisen:
- Teilt euch in zwei Gruppen (A/B), die abwechselnd vorlesen werden. Oder bestimmt einen Vorbetenden, und bei der Abwechslung betet der Rest der Gemeinschaft - oder die ganze Gemeinschaft antwortet inkl. der/dem Vorbetendem.
- Teilt die Texte in Verspaare auf.
Der Münsterschwarzacher Psalter hat bereits Verspaare:
Die Mitte eines Verspaares ist durch ein Sternchen (*) gekennzeichnet.
Entsprechend bieten sich dabei folgende Aufteilungen an:
- Ihr könnt entweder die Verspaare abwechselnd beten (so machen es die Benediktiner): Gruppe A (oder Vorbetende/r) liest ein Verspaar, Gruppe B (oder alle) lesen das nächste Verspaar
- Oder Gruppe A / Vorbetende/r liest die erste Hälfte eines Verspaares (bis zum Sternchen) und Gruppe B / alle lesen die zweite Hälte des Paares.
- Sprecht euch vorher ab, wann ihr Antwortzeiten einbauen wollt (siehe Punkt 4 in der vorherigen Liste). Eine einfache Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass nach jedem vollständig gelesenen Psalm und NT-Text Zeit ist, um Gott laut zu antworten.
- Lasst den NT-Text von einer einzelnen Person vorlesen.
Ich wünsche Gottes reichen Segen beim Gebrauch Seines Wortes!